SCHLACHT UM CULLODEN
Am 16 April 1746 auf dem Culloden Moor
Vorrübergehndes Ende schottischer Traditionen (Kilt, Dudelsack, usw)
Prinz Charles Edward Stuart (genannt Bonnie Prince Charlie) und seine etwa 5000 Mann
zählende Armee, die vor allem aus Männern aus den schottischen Highlands bestand, war nach
seinem Sieg in der Schlacht bei Prestonpans, der ihm die Vorherrschaft in Schottland gesichert
hatte, am 8. November 1745 über die Grenze nach England vorgestoßen. Bei Derby beschloss
die Armee jedoch auf Drängen der von Lord George Murray geführten Ratgeber und gegen den
Widerstand des Prinzen den Rückzug nach Schottland, da die Position der Jakobiten durch zwei
Armeen bedroht wurde.
Unter dem Kommando von Murray sicherten die Jakobiten den Rückzug nach Schottland durch
ein siegreiches Gefecht bei Cliften: Zwar blieb Charles am 17. Januar 1746 in der Schlacht von
Falkirk ein letztes Mal siegreich, musste sich aber unter dem Druck überlegener
Regierungstruppen nach Norden zurückziehen, wobei seine Soldaten angesichts der prekären
militärischen Lage und der schlechten Versorgungslage zu desertieren begannen.
Als bekannt wurde, dass Cumberland mit seiner Armee auf Inverness marschierte, postierte
Charles seine Armee auf dem nahe gelegenen Culloden Moor. Sie zählte noch etwa 5.000 Mann
und war durch Krankheiten, Hunger und schlechte Bewaffnung geschwächt und demoralisiert.
Zu ihr gehörten überwiegend Hochländer. Hinzu kamen Schotten aus dem Tiefland, Teile der in
französischen Diensten stehenden Irischen Brigade, Teile der Royal-Ecossais (ein von 1744 bis
1762/63 existierendes schottisches Regiment in französischen Diensten), und schließlich auch
eine Handvoll englischer Jakobiten.
Cumberlands Regierungsarmee umfasste 8000 Infanteristen und 900 Kavalleristen, zu denen
neben englischen Soldaten auch deutsche Söldner, Hannoveraner sowie mehrere Regimenter
regierungstreuer Schotten gehörten. Cumberland war zwar kein begnadeter Stratege, hatte aber
bei kleineren Scharmützeln gegen die Franzosen einige Erfahrung gesammelt und war mit der
Kampfweise der Hochländer vertraut, da zu seiner Armee in Flandern auch schottische Einheiten wie das berühmte Black Watch-Regiment gehört hatten. Er hatte bei der
Vorbereitung des entscheidenden Gefechts nichts dem Zufall überlassen. Insbesondere waren seine Infanteristen auf die Abwehr des gefürchteten Sturmangriffs der Hochländer
gedrillt worden und hatten gelernt, mit dem Bajonett nicht den ihnen gegenüberstehenden Mann, sondern den rechts davon anzugreifen und so die Deckung durch den
traditionellen Schild zu umgehen.
Angesichts der ungünstigen Bedingungen schlug Murray für die Nacht vor dem 16. April einen Nachtangriff auf die Regierungstruppen vor. Da es sehr lange dauerte, bis die auf der
Suche nach Nahrung zerstreute Armee versammelt war, wurde das Lager der Feinde nicht rechtzeitig gefunden und in den frühen Morgenstunden brach man das Vorhaben ab.
Murray und einige andere Offiziere forderten angesichts ihrer übermüdeten Soldaten einen Rückzug in weniger zugängliches Gelände, wurden aber überstimmt. Charles beschloss,
Cumberland auf der flachen Ebene des Culloden Muir zu erwarten. Er übernahm das Kommando des Zentrums, Murray des rechten und Lord John Drummond des linken Flügels.
Zu Beginn der Schlacht eröffneten die weit überlegenen Geschütze Cumberlands ein destruktives Feuer auf die Linien der Jakobiten, das deren schwächere Artillerie nicht effektiv
erwidern konnte. Angesichts der steigenden Verluste gab Prinz Charles Lord Murray die Anweisung, den Angriff zu befehlen.
Nur ein Teil der jakobitischen Truppen beteiligte sich an dieser Attacke. Die MacDonalds, die traditionell das Recht für sich beanspruchten, den rechten Flügel zu stellen, waren auf
dem linken Flügel postiert worden und weigerten sich aus Zorn über diese Kränkung größtenteils, dem Angriffsbefehl zu folgen. Die Hauptlast des Kampfs fiel deswegen auf die
Camerons, MacLeans, Chattans und MacLachlans.
Trotz schwerer Verluste durch das Artilleriefeuer und die Musketensalven der Regierungstruppen konnten die Hochländer die erste Linie bei zwei Regimentern durchbrechen. Die
zweite Linie hielt jedoch. Es kam zu einem harten Nahkampf, doch angesichts der zahlenmäßigen Überlegenheit der Regierungstruppen und des Artilleriefeuers mussten die
Jakobiten schließlich unter schweren Verlusten den Rückzug antreten. Nach Berichten von Zeitzeugen hat die Schlacht insgesamt nur etwa 25 Minuten gedauert.
Einem Teil der hannoverschen Kavallerie gelang es, den rechten Flügel der Jakobiten zu umgehen. Zwar gelang es den regulären Soldaten der Irischen Brigade und der Royal-
Ecossais, die Regierungstruppen lange genug aufzuhalten, um einem erheblichen Teil der geschlagenen Armee den Rückzug zu ermöglichen, doch unter den Soldaten, die das
Schlachtfeld nicht schnell genug verließen, richtete die Kavallerie anschließend ein Massaker an. Die Verluste der Besiegten waren enorm: rund 1250 Jakobiten waren getötet
worden, im Vergleich dazu 300 Regierungssoldaten.
Nach der Schlacht befahl Cumberland, alle verwundeten und gefangenen Jakobiten zu exekutieren. Einige höherrangige Gefangene wurden zunächst verschont, um in Inverness vor
Gericht gestellt und später gehängt zu werden. Dieses auch für damalige Verhältnisse barbarische Vorgehen versuchte Cumberland damit zu rechtfertigen, dass es sich bei den
Jakobiten um Hochverräter handele, denen gegenüber die üblichen Kriegsregeln nicht galten.
Am folgenden Tag schickte Cumberland Patrouillen auf das Schlachtfeld, um etwaige weitere Überlebende aufzugreifen und zu töten. Hierbei starben zeitgenössischen Quellen
zufolge noch einmal etwa 70 Jakobiten.
Die erbeuteten Fahnen der Jakobiten wurden öffentlich verbrannt. Nur eine Fahne, auf der noch die Blutspuren des Bannerträgers zu sehen sind, überdauerte in einem Versteck und
wird heute auf Edinburgh Castle ausgestellt.
Prinz Charles entkam seinen englischen Verfolgern aufgrund der vielfältigen Unterstützung durch die Bevölkerung auf einer fünfmonatigen, abenteuerlichen Flucht durch Schottland
nach Frankreich. Besonders bemerkenswert ist, dass die verarmten Schotten den besiegten "Bonnie Prince Charles" schützten und versteckten, obwohl England ein enormes
Kopfgeld von 30.000 Pfund auf seine Ergreifung ausgesetzt hatte.
Mit Waffengewalt und mit repressiven Gesetzen (Disarming Act) wurden die Clans in den folgenden Monaten entwaffnet, die Burgen gebrandschatzt und das traditionelle Clan-
System zerstört. Weite Teile der gälischen Kultur gingen in der Folge unter, da fortan die traditionelle Kleidung (Kilt und Tartan) verboten waren.
Die Schlacht bei Culloden war die letzte Schlacht auf dem Boden der britischen Inseln. Sie wird in Schottland bis heute vielfach als nationale Katastrophe wahrgenommen, wobei die
Grausamkeiten Cumberlands und die folgende Zerstörung der alten Gesellschaftsordnung der Hochländer gleichermaßen eine Rolle spielen.
Im Nachhinein bildet die Schlacht von Culloden einen sehr gravierenden Einschnitt in der Geschichte Schottlands. Sie beendete nicht nur den letzten Versuch der Stuarts, ihren
Anspruch auf den Thron durchzusetzen, sondern leitete zugleich den Untergang der traditionellen schottischen Kultur und der machtvollen Sonderposition der Clanchefs ein und
besiegelte die Eingliederung des vordem selbstständigen Landes in ein englisch dominiertes Großbritannien.
Wilhelm August, Herzog von Cumberland, wurde trotz der begangenen Greueltaten als britischer Nationalheld gefeiert. Anlässlich der Siegesfeier erhielt Georg Friedrich Händel den
Auftrag zur Komposition des Oratoriums Judas Maccabaeus.